Meine Lyrikecke im Traumschloss
   
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  Mittelalterliches II
 

Mittelalterliches II

• Die Pest
• Folterknechts Lied





Die Pest

Der Abend senkt sich auf die Stadt,
Angst atmet aus der Mauer.
Einzelne Fackeln leuchten schwach,
der Tod liegt auf der Lauer.

Die große Seuche wütet schwer,
hier und in anderen Städten.
Der Schwarze Tod geht leise um,
hält Kehraus in den Betten.

Die Pestillenz kriecht übers Land,
sie wirft das Totentuch,
auf Männer, Frauen – alt und jung,
welch übler Himmelsfluch.

Wenn du heute eine Beule spürst,
so fürchte um dein Leben.
Pestärzte bohren tief in ihr,
Eiter und Blut verkleben.

Pestheilige gibt’s haufenweis’,
bedräng sie mit Gebeten:
„Heiliger Rochus steh mir bei
hilf gnädiglich mich retten“!

Der Glaube ist der einzige Halt
beim tödlichen Verzocken.
Der Pestgestank liegt über uns,
es läuten Kirchenglocken.

Pestkarren ziehen durch die Stadt,
Pestknechte hol’n die Toten.
Das Pestloch wird ihr Massengrab,
wie tief kann Unglück loten.

Die Städte werden leer und still
ob dieser Menschenschmähung.
Komm tanz den Totentanz mit mir,
wir feiern Auferstehung!




© Helga Boban ~ Schlossfee 23.05.2006











Folterknechts Lied

Gar Schreckliches hast du begangen,
gar schändlich war dein Tun.
Nun sollst du um dein Leben bangen
und fortan nicht mehr ruh’n.

Ein Folterknecht das bin ich wohl,
kein Mensch mich leiden mag.
Vielleicht auch ich dich einmal hol’
an einem fernen Tag.

Das Eisen leg ich um den Hals,
du wirst damit verkettet.
Der Schandstuhl ist dein Dulderthron,
kein Mensch dich daraus rettet.



Gefoltert wirst du und gestreckt,
komm leg dich auf die Bank.
„Wer Übles wie du ausgeheckt,
den ziehe ich gern lang.



Untreue Weibsleut’ gebt gut Acht,
euch stell ich aus zur Schau,
eingepfercht und zugemacht
in der „eisernen Jungfrau“.



Brennender Schwefel auf der Haut,
beisst sich durch tausend Poren,
qualvoll entflieht dein Schmerzenslaut,
er stößt auf taube Ohren.

War das Verätzen dir zu heiß
will Wasser ich dir geben,
du wirst schön waagrecht aufgehängt
und vollgepumpt zum Reden.



Und wenn die Folter dich nicht zwingt
zur Buße, zum Bekennen,
dann soll der Henkersmann am End’
dir letzte Freuden gönnen.

Sadismus hin, Sadismus her,
ich trag den „Folter-Rock“
und paßt dir etwas daran nicht,
gibts noch den Daumenstock.

© Helga Boban ~ Schlossfee 23.05.2006






 
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